Elvis Presley: Kunstreligion und Serialität
Assoziiertes Projekt B
Das Vorhaben ist Teil einer geplanten Studie über Elvis Presley und die amerikanische Populärkultur. Analysiert werden die in den berühmten Las-Vegas-Konzerten zunehmend standardisierten und spätestens mit der Übernahme in rasch aufeinander folgende Tourneeprogramme buchstäblich serialisierten Inszenierungen des Popkünstlers als einer kunstreligiösen Figur. Im Mittelpunkt steht dabei die doppelte Frage (1) nach den internen Spannungen zwischen kunstreligiös-paganen und christlichen Aspekten dieser Inszenierungen (also expliziten Bezugnahmen auf Nietzsches Zarathustra, der Figur des sich vergöttlichenden Übermenschen und dessen Comic Strip-Adaptation in Superman; der Zurschaustellung christlicher Demut und Glaubensbekenntnis und der Aufführung traditioneller Gospel Songs; den einander bestreitenden Rollen von Gottmensch, Heiligem, Prophet, Priester) und (2) nach dem Spannungsverhältnis zwischen in beiden Hinsichten hochgradig pathetischen Geltungsansprüchen und deren mit serieller Reproduktion entstehender, zunehmend explizit artikulierter ironischer Subversion. Dabei wird es erforderlich sein, sowohl die Beziehungen der seriell arbeitenden Pop Art Andy Warhols (einschließlich seiner Elvis-Bilder) als auch die medialen Reflexe der Konzerte in Alben und Dokumentarfilmen einzubeziehen (vom erstmals via Satellit weltweit übertragenen Hawaii-Konzert bis zum unmittelbar nach Presleys Tod gesendeten Konzertfilm Elvis in Concert und dem dazugehörigen Album).
Damit kommt ein drittes Spannungsverhältnis in den Blick, nämlich dasjenige zwischen den Inszenierungen selbst (Kostüme, Choreographie, Songprogramm, Rollenzuschreibungen an das Publikum als Gemeinde bis hin zur Verteilung von Berührungsreliquien) und dem sich davon lösenden (kranken und sterbenden) Körper, der post mortem zum Objekt jenes populärkulturellen Heiligenkults wird, dessen Bedeutung Greil Marcus in Dead Elvis untersucht hat.
Leiter: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Detering, Germanistik, Göttingen